31. Dezember 2005

Sylvester


Nach einem total faulen Tag, der mit einem Frühstück am Pool um zwei Uhr nachmittags begann (gefolgt von einem weiteren kleinen Schläfchen bis gegen sechs Uhr) begannen dann die Feierlichkeiten für die Neujahrsnacht. David hatte dankenswerterweise einen Tisch im Iron Cactus auf der 6th Street ergattert und waren wir dann mit neun Leuten da, was ganz lustig war. Leider ist eine der Traditionen zur Neujahrsnacht (neben dem Tragen alberner Hüte) das möglichst effiziente Abschiessen mit allen Sorten von Alkohol. Was uns dann relativ schnell zum Rückzug bewogen hat - obwohl alles sehr friedlich war. Aber ich kann eine bestimmte Art von alkoholisierten, lustigen Menschen nicht ertragen, und ich dachte, die würde ich nur im rheinischen Karneval antreffen... Jaja, die Welt, ein Dorf!

30. Dezember 2005

In der Schlucht der Igel


Lake Buchanan und der angrenzende Nationalpark standen heute auf dem Programm. Sowie der berühmte Canyon of the Eagles, in dem eben der Bald-headed Eagle sein zuhause haben soll. Leider waren wir zu spät für die Tour über den Fluß, stattdessen haben wir einige Gürteltiere live gesehen - und das sind schon seltsame Tierchen, das kann ich Euch sagen. Danach haben wir noch einen Abstecher in die Longhorn Caverns gemacht, eine von einem Fluß gegrabene und wie ich finde ziemlich spektakuläre Höhle. Danach ging es dann auf eine nette kleine Party, auf der ein Bondage-Künstler aus Los Angeles seine Kunst... uhm... vorgeführt hat. Das sah sehr nett aber auch sehr anstrengend für seine... uhm... Assistentin aus. Mit anderen Worten: ein kulturell abgerundeter Abend, hehe.

29. Dezember 2005

Speakeasy


Ein Einkaufsbummel auf der South Congress Street hat uns in allerlei interessante Läden mit sehr seltsamem Angebot geführt. Aber immerhin habe ich den Ledersessel meiner Träume gefunden, den werde ich mir vor den Kamin stellen und den ganzen Tag drinsitzen.
Am Abend hatte uns Fiona und ihr Mann Neville in den Melting Pot eingeladen, ein Gourmet-Fondue-Restaurant. Die Speisenfolge: Käsefondue, Fleischfondue, Schokoladenfondue. Rülps.
Danach haben wir es dann aber noch ins Speakeasy geschafft, eine schicke Bar in Downtown. Dort waren wir dann alle nach ein paar leckeren Cocktails in ungehemmter Stimmung und auf dem Dachgarten sind sich die anwesenden Damen dann nähergekommen - unverschämt, was für ein Kratzer in meiner maskulinen Exzellenz!
Auf dem Bild von links nach rechts: Doreen, ich, Georgette (quer), Dayna und Russ. Das ist kurz vor unserer Verhaftung...

28. Dezember 2005

Der einäugige William


Na gut... Ich habe Doreen zum Klettern geschleppt, dafür musste ich dann auch mit zum Reiten. Auf der Ranch haben sie mir dann ein Pferd ausgesucht, das zu meinem Können passte: den einäugigen William. Ich hatte darum gebeten, ein Pferd zu kriegen, das nicht "Widowmaker", "Thunderbolt" oder "Backbreaker" heißt. Und das Pferd hatte auch Charakter: zum Beispiel hat es alle anderen Pferde gebissen. Es war nämlich das Leittier der Herde. Aber sehr leicht zu steuern. Diese Pferde sind unglaublich gut erzogen, da reicht es schon, die Zügel nur ein wenig gegen den Hals zu legen und schon reagieren sie. Und die Westernsättel sind wie Sofas, das war wirklich sehr bequem. So sind wir dann eineinhalb Stunden durch die Gegend gezottelt, unterbrochen von eine wenig Trab und Galopp. Ich könnte mich daran gewöhnen.
Am Abend gab es dann den letzten Poetry-Slam des Jahres, mit Rekordbesucherzahl.

27. Dezember 2005

Lake Travis


Heute hatten alle Parks am Lake Travis den Tag der offenen Tür, also haben wir die Gelegenheit genutzt und sind mit meinem Leihwagen (einem seelenlosen Ford Focus) um den See gefahren und haben uns alles angesehen. Leider gibt es nirgendwo wirklich Strand, sondern nur steinerne Platten, die bis ins Wasser reichen. Wenigstens hat man hinterher nicht die Schuhe voll Sand, aber das ist auch der einzige Vorteil. Eine Hütte am See könnte ich mir als Sommerresidenz auch vorstellen, dann allerdings nur mit großer Yacht, die direkt davor im See vor Anker liegt.

26. Dezember 2005

San Marcos


Um Doreens Jagdgelüsten nachzugeben, sind wir nach San Marcos gefahren - in die Outletstadt. Das war am Tag nach Weihnachten nicht die beste aller Ideen, aber die Ausbeute war gut, ich habe meine Küchenausstattung vervollständigt mit allerlei seltsamen Geräten, die der Nahrungszubereitung dienen und angeblich in keinem Haushalt fehlen dürfen. Außerdem habe ich nun ein japanisches Hackmesser, dreihundertelfmal gefalteter Stahl, mit dem ich mir im Nu gewaltige Schnittwunden zufügen kann.
Beim Einladen der Einkäufe ist mir der lustige Nothebel im Kofferraum des Leihwagens aufgefallen (siehe Bild). Ich finde der beschreibt sehr schön das wahrscheinlichste Szenario...
Am Abend war dann noch der Onkel David zum Resteessen da, und siehe da: es hat immer noch geschmeckt und dank einer Sahnespritze haben wir unseren Gast sogar zum Verzehr eines Stückes Torte überreden können.

25. Dezember 2005

Dinner


Am Abend kamen Warren, Georgette und Chuck zum Essen. Doreen hatte ein Vier-Gänge-Menu vorbereitet und Warren hatte die Schokoladentorte als Dessert mitgebracht (er hat eine Ausbildung als Koch und hat einige Jahre für französische Restaurants in New Orleans gearbeitet). Nach Pumpernickel mit Tartar, Jakobsmuscheln und Rindercarpaccio haben wir dann Chuck und Georgette durch technisches K.O. verloren. Har - zu viel Essen, und das in Texas. Die Ente in Kirschsoße haben wir uns dann zu dritt geteilt und die Schokoladentorte... also die Schokoladentorte... urgs... ich fühle mich immer noch schuldig und werde die nächsten Wochen nur dafür ins Fitness-Studio gehen müssen. Aber das war die Sache wert!

24. Dezember 2005

Weihnachtshitze


Heute sind wir zum Weihnachtsklettern in den Greenbelt gewandert und haben bei satten 26 Grad die Wände erklommen. Ich vermute, es wird doch keine weiße Weihnacht in Austin mehr. Naja, die Geschenke werden hier ja erst am 25. ausgepackt, einen Tag ist noch Zeit für Schnee...

23. Dezember 2005

Es kam aus der Kälte...


Heute hat es in Austin geschneit und die ganze Stadt liegt unter siebzig Metern Neuschnee begraben. Ich konnte gerade noch per Hubschrauber entkommen und dieses Bild von den Spitzen der Wolkenkratzer von Downtown machen. Wer hätte das geahnt?
Na gut, alles gelogen, daß ist natürlich ein Bild von der kleinen Anne aus Norwegen, von der AWIPEV French-German Arctic Research Base in Ny-Ålesund. Sie hat erste Rentierspuren gesichtet, der Weihnachtsmann kann also nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Hier ist es kalt, aber sehr sonnig - bei strahlend blauem Himmel.

22. Dezember 2005

Break the law, and i'll break you!


Law and Order, ich sage es ja. Texas war die richtige Entscheidung. Ich habe heute ein sehr nettes Weihnachtsgeschenk bekommen. Mit der Auflage, es im Büro tragen zu müssen. Nichts leichter als das. Da ich ja nun schon der "Direktor für Spaß und Genuss" bin, fällt es mir nicht schwer "Chief Company Cop" zu werden. Meine Kollegen zittern schon vor meiner ersten Razzia in ihren Schubladen - die vor Weihnachtsschokolade sicherlich überquellen.

Das Wunder der Versicherung...


So, nun ist der erste Schock überwunden, der Schaden aufgenommen und die Mühlen mahlen. Kurz vor Weihnachten ist natürlich der beste Moment für einen schönen Unfall.
Meine Versicherung sagte mir: "So wie sie den Unfall schildern, ist der andere Fahrer schuldig. Daher zahlt seine Versicherung, daher brauchen Sie uns gar nicht. Klären Sie das direkt mit der Versicherung des Unfallgegners." Ahhh, Dienstleistungswunderland Amerika. Ich bekomme ein ganz warmes Gefühl.
Die andere Versicherung war dann auch sehr nett - leider arbeitet meine Sachbearbeiterin im Homeoffice und scheint die meiste Zeit im Keller zu sein. Jedenfalls kann ich sie nicht erreichen.
Der Schaden wurde heute von der Versicherung begutachtet und liegt ganz knapp unter dem Wert des Autos. Ich bin dem Totalschaden um 100 Dollar entgangen. Wenn die jetzt noch einen zusätzlichen Kratzer finden, dann wird es schwierig.
David hat mir dankenswerterweise seinen roten Spyder geliehen, nun bin ich mit 180 PS unterwegs, von mir aus können die ruhig noch ein wenig warten, bevor sie den Wagen reparieren. Vor dem neuen Jahr wird das eh nichts, das haben sie mir schon angekündigt.
Manchmal... manchmal sehne ich mich doch nach deutscher Effizienz...

21. Dezember 2005

Scherbel-Oink!

Es ist ein schöner Tag... Die Sonne scheint... Ich steige in mein Auto und rolle vom Parkplatz... Und dann parkt ein riesiger Geländewagen rückwärts aus und rammt meinen kleinen Miata genau in der Mitte... Es riecht nach Totalschaden... Es ist aber ansonsten nichts passiert... Von den Abenteuern mit den amerikanischen Versicherungen berichte ich dann später...

20. Dezember 2005

Gnah...

Das Wetter wird nun auch in Texas winterlich. Manchmal kommt die Sonne durch, dann wird es nochmal richtig warm, aber die meiste Zeit ist der Himmel nun zugezogen. Immerhin: Winterklamotten brauche ich hier immer noch nicht. Ich hoffe, das bleibt so. Aber die ungewohnte Wolkendecke drückt schon ein wenig aufs Gemüt. Aber nur ein wenig!

19. Dezember 2005

PC Guru

Na prima... Da hat es meinen Rechner ordentlich gefratzt, der Blue Screen of Death färbte mein zornesrotes Gesicht violett und ich war kurz davor, meinen Computer mittels Percussive Maintenance wieder auf Trab zu bringen. Tja, eine exotische Systemdatei hatte wohl die ungewohnte 110-Volt-Spannung nicht vertragen und sich auf den Weg in einen ungenutzten Teil meiner Soundkarte gemacht, denn aus dem computereigenen Winzlautsprecher kamen nur spöttische Piepser und ab und zu ein abweisendes Kratzen.
Aber ich war auf meinem Weg zum Klettern unzählige Male am "PC Guru" vorbeigefahren und ich dachte mir: die können mir helfen. Ich hatte allerdings ein wenig Bammel, denn ich habe immer noch mein deutsches Betriebssystem und die Fehlermeldungen sind ja so schon schwer zu verstehen. Aber glücklicherweise haben sie einen Mitarbeiter, der Deutsch studiert. Nach getaner Arbeit hat er dann den Fehlerbericht auch in sehr niedlichem Deutsch verfasst.
Und nun sind die Zornesfalten von meiner Stirn gewichen und mein Rechner schnurrt devot vor sich hin und tut, was ich ihm sage. Das Leben kann schön sein...

17. Dezember 2005

Die Mutter aller Parties


Verflixt. Da ärgere ich mich ja doch, daß ich nicht in Deutschland bin, Vermerkelung und Schneestürme sind vergessen. Auf dieser Party wäre ich gerne gewesen. Die Eindrücke sind jedenfalls... interessant. Ich bin ja eigentlich strikt dagegen, Kindern harte Drogen zu verabreichen, aber die Wirkung ist einfach zu niedlich. Kleiner Tip, Yves: Mescal immer mit einer Messerspitze Zucker verrühren, dann merken die kleinen Engel den Alkohol nicht so.

15. Dezember 2005

Gentlemen, start your, uhm, chairs...


Heute kam der Weinachtsmann in Form eines schwitzenden Truckfahrers vorbei und lud zwanzig große Pakete ab, in denen unsere neuen Bürostühle waren. Die sind von der gleichen Firma, die die Sitze für Ferrari macht. Manchmal ist es schon sehr niedlich, einen italienischen Chef zu haben...
Jetzt müssen wir ihn nur noch überreden, mit den Dingern eine Bürostuhlralley auf dem Parkplatz zu machen.

14. Dezember 2005

Haiku-Massaker

Das Ego's war heute Austragungsort des Haiku Deathmatch Contest 2005 und der Gewinner darf nun für die letzten Wochen des Jahres damit angeben. Das war sehr nett, es traten immer zwei Poeten gegeneinander an, es galt "best of seven", und das Ganze hatte vom Zeremoniell etwas von einem Karate-Turnier, inklusive Stirnband (zur Unterscheidung der Kontrahenten) und Punktrichter, der mit sehr zackigen Bewegungen den Gewinner anzeigte.

Und natürlich war die ganze Veranstaltung geprägt vom Geist japanischer Kultur, der formvollendeten Schönheit reiner Poesie und dem traditionellen Themenschatz des Haiku: Jahreszeiten, Pflanzen, Vergänglichkeit.

Hier zwei Beispiele:

"Ladies, this penis
only looks small if you have
a giant vagina."

"She told my fortune,
from the back of my bald head.
I love that weird gypsie sex."

Ich nehme an, die verstorbenen Haiku-Poeten Japans blickten wohlwollend aus den Wolken und segneten die Veranstaltung mit einem wissenden Lächeln.

Und ich habe noch eine schöne Sache gefunden: einen Generator für englische Worte. Denen kann man dann ein Bedeutung geben und sie ein online-Wörterbuch eintragen. Sehr niedlich.

"Don't be a oghoplus, you aprour duchus. That sloot wants to make me agroviditise!"

13. Dezember 2005

Awwww...


Phoebe, Fiona's siebenjährige Tochter, hat ihrer glühenden Liebe für mich künstlerischen Ausdruck verliehen und mir einen beidseitig (!) bemalten Lebkuchenmann geschenkt. Ich... also... die Tränen... kann nicht... gerührt...

12. Dezember 2005

Kabel- und Shrimpsalat


Ist das schön, wieder im Büro zu sein. Als erstes habe ich mal diesen grauenhaften Klump aus meiner Laptop-Tasche gezogen und entworren. Dabei habe ich eine Kabel entdeckt, das zu keinem meiner Geräte passt. Ich nehme an, ein anderer Konferenzteilnehmer steht nun vor seinem völlig entladenen Laptop und flucht. Naja, böses Karma, ich komme als Qualle zurück auf die Welt.
Abends hatten wir die Weihnachtsfeier. Das war wirklich sehr lustig und lecker. Mein Boss Sal hat dann noch eine kleine Rede gehalten und noch einmal darauf hingewiesen, daß wir trotz der "langweiligen Arbeit" eine gute Zeit haben - Zertifizierungen bestehen halt zu 90% daraus, technische Dokumente zu lesen und zu bewerten.
Dabei ist mir dann aufgegangen, daß ich, seit ich hier bin, wieder auf Details achte, mich z.B. an der Natur erfreuen oder einen seltsamen Käfer minutenlang beobachte. Ich glaube, daß ist schon lange her, daß ich dieses Gefühl hatte. Und das liegt nun sicherlich nicht speziell an Amerika, sondern eher daran, daß sich in meinem Leben auf so vielen Ebenen etwas ändert. Ich bereue meinen Entschluß jedenfalls nicht.

11. Dezember 2005

Syrania

Mit Matt und Betsy habe ich mir heute Syrania angeschaut, den neuen Film mit George Clooney und Matt Damon. Wow. Da wurde wirklich sehr böse und sehr direkt die Einmischung der USA in den arabischen Ländern gezeigt, und auch die vielfältigen Interessen, die es an der Region gibt. Leider kein Happy End. Aber daß es dieser Film in die Kinos geschafft hat und wohl auch ganz gut läuft, gibt mir ja wieder ein wenig Mut...

Ich kann mich der Meinung eines Zuschauers nur anschliessen:
At the end of Syriana, when the credits began to roll and the lights slowly relit the capacity seated theatre, I sat in my seat for what must have been an eternity just trying to process and interpret what I just saw.

9. Dezember 2005

Kaktus Country


Die Konferenz ist vorbei, und wenn jetzt irgendeiner der Teilnehmer nicht weiß, was atsec macht, dann werde ich es ihm persönlich mit einem Korkenzieher auf die Stirn tätowieren. Ich habe lange nachgedacht, was für eine Abendveranstaltung man auf so einem Kongress machen könnte - aber ich glaube, zweihundert männliche Geeks dazu zu bringen, Spaß zu haben, könnte schwierig werden.

Vor dem Abflug hatte ich allerdings noch zwei Stunden Zeit, da bin ich ein wenig durch den Saguaro National Park gefahren, dorthin, wo die großen wilden Kakteen wachsen. Ein irrer Anblick, eine wahnsinnige Gegend. Und es hatte bestimmt 25 Grad im Schatten. Danach bin ich an der Pima Airbase vorbeigekommen, wo die ganzen ausgemusterten Flugzeuge rumstehen.

Verdammt, ich hätte einfach das Wochenende dranhängen sollen, hier gibt es schon eine Menge zu sehen, und die Landschaft ist etwas aufregender als in und um Austin. Der Rückflug war leider alles andere als entspannend, wir wurden zweimal in diverse Terminals umgeleitet, das hatte dann schon so etwas von Büffelherde in Panik, da durch allerlei verspätete Flüge etwa 15 Leute auf einen Platz hofften...

8. Dezember 2005

Kinotag!


Was für ein langer Tag. Irgendwie war es heute besonders zäh. Dafür habe ich aber ein paar interessante Leute getroffen, die alle in der Forschung tätig waren. Ist schon irre, wie schlau manche Leute sind. Da komme ich mir ganz klein vor, sniff! Zum Ausgleich habe ich mir am Abend das Kino-Double-Feature gegeben. Erst Aeon Flux (sabber) und dann Narnia. Das war nettes Kino. Es war die Premierenvorstellung von Narnia, das Kino war voll mit Fans und es gab richtig Stimmung, auch wenn es vor christlicher Symbolik nur so troff. Ich habe die Bücher nie gelesen, aber offensichtlich hat der Regisseur es ganz gut getroffen. Hinter mir saßen ein paar Teenies, die sich vor dem Film laut unterhalten haben und offensichtlich schockieren wollten. Das war sooo niedlich. Die haben sogar ganz böse Bubu-Wörter benutzt, die jeden deutschen Sechsjährigen zu einem mitleidigen Lächeln gebracht hätten.

Condi's European Torture

Wow. Nachdem meine hübsche Standnachbarin von Symantec jeglichen Sex-Appeal verspielt hatte, nachdem sie mir stolz erklärte, daß sie BEIDE MALE für George W. gestimmt hatte, habe ich heute eine zweite Portion häßliches Amerika bekommen. Der Artikel im Wall Street Journal über den europäischen Protest an den geheimen Gefangenenlagern - und der mag ja mehr als heuchlerisch sein, denn ohne die Zustimmung der entsprechenden Regierungen wäre das alles wohl kaum möglich gewesen - ist an Arroganz und verdrehtem moralischen Selbstverständnis kaum zu übertreffen. Schnauze, Europa, wir haben die Nazis besiegt, da werden wir ja wohl auch foltern dürfen! Der Spiegel hat eine Übersetzung des Artikels gebracht.
Ich erinnere mich, daß ich als Kind schon vom Waterboarding gehört hatte, als mein Bruder in allerlei politischen Bewegungen aktiv war, und das als "rauhe Behandlung" zu bezeichnen, ist wirklich enorm geschönt. Amnesty International hat dazu auch ein paar sehr klare Worte. Ich frage mich: wenn das alles so gut zu erklären, völlig legal und moralisch zu rechtfertigen ist, warum wird da so ein Geheimnis drum gemacht? Ich finde es jedenfalss absolut abstoßend, was da passiert, auf beiden Seiten des Atlantiks.

7. Dezember 2005

Zwei Kiltlifter, bitte!


Nach der Konferenz ging es mit meiner Kollegin Fiona in den benachbarten Pub Frog & Firkin (ein Firkin ist wohl so eine Art Bierbehältnis aus Holz, sozusagen ein Faß oder ein Humpen). Fiona ist aus Großbritannien, und in dem Ort, aus dem sie kommt, wird Old Peculier gebraut, ein leckeres Bier. Sie kennt den Firmeninhaber persönlich - und dieses Bier gab es in dem Pub zu trinken. Die Welt ist ein Dorf, seufz. Danach haben wir dann noch die Erzeugnisse einiger lokaler Mikrobrauereien getestet und sind schließlich nach einem harten Rennen zwischen "Kiltlifter" und "Arrogant Bastard" beim letzteren hängengeblieben und lustig angeschickert zurück zum Hotel gewankt.

So ramontisch...


Und ein weiterer Tag am Stand. Glücklicherweise waren heute eine Menge Leute an unseren Materialine interessiert, es war also nicht langweilig. Und aus irgendeinem Grund sind offenbar alle Deutschen bei mir gelandet, das fand ich schon lustig und auch ein wenig ungewohnt, mal wieder richtig flott auf deutsch zu reden.
Am Abend kamen dann auf einmal eine Menge Soldaten in Galauniform mit aufgebrezelten Damen im Schlepptau ins Hotel und ich dachte, das wäre wegen eines speziellen Vortrags auf der ACSAC, aber es war nur eine Veranstaltung des Militärs, so eine Art Fahnenschwenken mit Anfassen, aber sehr schmuck anzusehen.

6. Dezember 2005

Booth babe


Soso, das ist also der Fachbegriff, für denjenigen, der den Stand bewachen muss: Booth Babe. Na gut, damit kann ich leben. Gerade sind die diversen Preisverleihungen beendet worden, und Helmut konnte seine kleine Rede über unsere Firma halten. Das war sehr niedlich, denn wie immer bei dieser Gelegenheit hat er allerlei Anekdoten aus seinem Berufsleben zum Besten gegeben. Zum Beispiel die Geschichte, als ihn einer seiner früheren Arbeitgeber bat, eine neue Software zu beurteilen, und Helmut sagte: "Diese Software bietet genau zwei Stunden und fünf Minuten Sicherheit. Zwei Stunden dauert die Installation, fünf Minuten braucht es, um die Software zu knacken." Bei den Leuten kam es gut an, und unsere Sponsorenrolle wurde dann auch gebührend mit Applaus bedacht - ich glaube, es ist dann bei allen angekommen, selbst bei denen, die nicht unser Logo auf jeder sich bietenden Freifläche bemerkt haben...

Konferenz


Ach ne, wat is dat schön. So eine Konferenz hat schon was. atsec ist hier ein "Platinum Sponsor", und auch gleich der einzige Sponsor. Ich werde behandelt wie der Botschafter von Surinam. Und das war auch nötig, denn die Veranstalter haben dann mal rasch so ziemlich alles geändert, was an Dingen geplant war, da konnte ich dann gleich meine Troubleshooting-Fähigkeiten an den Mann bringen. "Ach, sie wollten Strom am Stand?"...
Die Zahl der Kugelschreiber pro Hemdtasche liegt bei etwa zwölf, mit anderen Worten: ein sehr hoher Geek-Faktor. Aber sie sind alle sehr nett. Ich denke aber, als Nicht-Fachperson kriegt man hier schnell blutende Ohren, denn die Themen sind alles andere als spannend. Vielleicht irre ich mich ja auch. Wenigstens habe ich nette Standnachbarn und wir tauschen fleissig unsere mitgebrachten Goodies aus, in der Hoffnung, sie dann nicht wieder nach hause schleppen zu müssen.
Und danke an Katrin für diesen bitterbösen Web-Comic...

5. Dezember 2005

What can i get you, honey?


Auf der Suche nach einem gesunden Frühstück bin ich einfach geradewegs in die Stadt gefahren, Dank Navigationssystem kann da ja nicht viel passieren. Nach einigem Suchen habe ich dann Molly's Diner gefunden, so einen richtigen Mom and Pop-Frühstücksschuppen. Da drin waren dann auch gleich Gestalten aus dem großen Buch der amerikanischen Klischees: Männer mit kariertem Hemd, Cowboyhut und Walroßschnurrbart, Bauarbeiter mit dem gelben Hardhat neben sich, und ein Polizistenpärchen bei der Kaffeepause. War aber richtig nett. Das Essen nicht umwerfend, aber viel, der Kaffee nicht wirklich stark, aber mit einem Lächeln serviert. Und die Kellnerinnen haben "Honey" zu mir gesagt, mhihihihmhihiii!

Kaktus-City


Mit Kakteen haben sie es hier wirklich. In jedem Garten stehen ein paar. Und die Tucsoniten haben wohl auch mitbekommen, daß sie in einer Wüste leben und versuchen nicht mit nächtlichem Wasservergiessen grüne Wiesen herbeizuzaubern. Der Steingarten mit ein paar stachligen Freunden ist hier top. Mein Kollege Helmut ist Kakteenfreund und würde sich ja gerne so einen Riesenkaktus mitnehmen, aber ich vermute, das würde beim Einchecken am Flughafen ein kleines Problem werden...

4. Dezember 2005

Tucson, Tucson... nur ne Attrappe


Mein Koffer wiegt über siebzig Pfund, da war dann direkt eine Sondergebühr fällig, und bei der Durchleuchtung haben das Ding dann auch immer zwei Leute aufs Band und wieder heruntergewuchtet. Autsch, meine Bandscheiben. Wenigstens habe ich hier in Tucson dann aber eine Monsterkarre als Leihwagen bekommen, einen Ford 500 (Nie gehört? Ich auch nicht!). Aber es gelten noch schärfere Geschwindigkeitsbegrenzungen als in Austin und es ist nervig, nachts auf dem völlig freien Highway nur 35 Meilen pro Stunde fahren zu können.

3. Dezember 2005

Ächz...

Die letzten Tage vor der Konferenz waren echt mit Arbeit vollgepackt, daher bin ich mit meinem Blog ein wenig hinterher. Ich denke, in Tucson werde ich dann genügend neue Eindrücke haben, und vor allem abends die Muße, das dann auch ins Blog einzutragen.

 
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Mein Eintrag bei www.hospitality.org