30. April 2007

$70 pro Pfund

Ich hatte es beim Poetry Slam gehört und mal nachgeforscht: Daniel Patrick, ein republikanischer Senator aus Texas, will jeder Frau $500 zahlen, die ihr Kind austrägt und zur Adoption freigibt, anstatt es abtreiben zu lassen. Nicht schlecht, klingt ein wenig nach "The Handmaid's Tale". Wie Genevieve schon sagte: "Stop babysitting and start babymaking! There's good money in this!" Und damit haben wir dann ja auch endlich einen Preis für ein Leben in Texas. Ein Kommentator meinte: "Wie wäre es denn, wenn wir jeder Person, die NICHT zur Armee geht, $500 bezahlen? Das würde noch viel mehr Leben retten." Das fand ich einen ziemlich guten Punkt.
Zur gleichen Zeit gehen in der Türkei hunderttausende von Menschen auf die Straße, um für die Trennung von Staat und Kirche zu demonstrieren. Es ist schon lustig, daß die Türkei die USA in dieser Sache abhängt. Und auch ein wenig gruselig. Aber das muß wohl daran liegen, daß die Muslime ja an den FALSCHEN Gott glauben (und nach Ansicht konservativer Christen in den USA damit genau wie Katholiken Dämonen anbeten). Landoverbaptist hat dazu auch eine nette Satire...

A delicate Texas flower


Joan Crawford mit dem Drahtbügel ist zwar gruseliger, aber Georgie macht auch was her als Nudelholzschwingerin.

29. April 2007

Abflug


Da war dann der Abschied ganz schnell da und schwupps waren wir am Flughafen. Dort haben wir uns noch einmal in Positur geworfen, und ich nehme an, mein Bruder wird seinen Cowboyhut noch tragen, wenn er in Düsseldorf aus dem Flieger steigt.

28. April 2007

Company Meeting


Wie jedes Jahr gab es auch diesmal wieder das Company Meeting der amerikanischen atsec. Diesmal fand es im Driskill Hotel in einem sehr schönen Saal statt. Hier seht Ihr die fast komplette Mannschaft auf der Treppe zum Zigarrensalon.

Und natürlich war es eine entspannte Atmosphäre und meine Kolleginnen und Kollegen konnten sich mal einen Tag zurücklehnen und den Vorträgen lauschen...

Vor allem natürlich meinem. Schnarch. Da war der besonders vergnügliche Teil der, bei dem ich die nicht erfolgreichen Kampagnen vorgestellt habe. Leider kann ich die hier nicht wiedergeben, das wäre rufschädigend... :)

Und ich habe auch extra meine neue PR-Futzi-Brille getragen, über die man prima streng schauen kann, wenn man sie sich auf die Nasenspitze schiebt. Dafür habe ich eine Menge Komplimente bekommen, meist allerdings von Männern...

Geschafft


Heute erhielten wir letzte Intruktionen vom Texinator...




... insbesondere einen Schnellkurz in Texanischer Trinkkultur.

Dann endlich (nach dem Kniefall vor dem Alamo) ist es geschafft:


We are texanised: officially approved Texans of german heritage...


... with the option to settle down in New Bratwurst, Boerne or Schlitterbahn.


Dieses freudige Ereignis feiern wir standesgemäß mit köstlichem Sushi und einem German-Evening in Sals Haus mit deutschen Gästen und italienischem Essen - beides ein Genuss!

Schließlich wählen wir im Poetry-Slam noch schnell unsere Mannschaft für die nationale Endausscheidung im August und beschließen unseren Aufenthalt in einer lauen Sternennacht mit belgischem Erdbeerbier.

So schwer es uns auch fällt: die Koffer sind gepackt. Die Heimat braucht uns. Andreas ist widerborstig und will nicht mit! Er will noch "ein Weilchen" bleiben.

27. April 2007

Sonne am Nachmittag

Neben Hinweisen auf das Alamo findet man auch Hinweise auf das "Wappentier" von Texas in jeder erdenklichen Form, Farbe, Größe und Ausführung. Hier mein Favorit in der Metan-Variante...
 

... obwohl wir das Prinzip "Long-Horn" auch in den zahllosen C0²-Varianten erkennen.
 

Versteht man diese Andeutung wohl nur als Deutscher?
Die Jungs lassen stehen dort jeden Tag und lassen den Motor ununterbrochen laufen.
 


Zum Abendessen waren wir auf der Ranch von Georgette´s Mutter. Die Ranch ist wie alles hier "nur um die Ecke" (200km hin und zurück). Man servierte uns das größte und leckerste Steak aller Zeiten. Ich kann nicht verstehen, wie Andreas seine Figur halten kann. Ich stehe kurz vor dem Platzen.

Von Georgettes Oma habe ich mir die verschiedenen Hubschraubertypen erklären lassen, die uns vom benachbarten Fort Hood aus überflogen haben. Außerdem hat sie mir die Trümmer des Schuppens gezeigt, den der letzte Tornado in den Swimming-Pool des Hauses befördert hat.

Sonne am Mittag

Remember the Breitengrad! Ich sag nur Kairo!
Draußen geht gar nicht. Also tun wir, was die Texaner von uns erwarten und besuchen das Capitol. Wir grüßen die Flagge...
 

staunen über jedes Detail von der Kuppel bis zu den kupfernen Wasserspendern...
 

... flanieren andächtig an den Porträts aller texanischen Senatoren entlang. Na - das ist nicht schwer zu erraten, oder...
 

... und JA! wir remembern das ALAMO! Komme was wolle, wir werden uns auf jeden Fall nach San Antonio begeben und uns dem Nationalheiligtum auf Knien nähern. (Wenn das Wetter hält)
 

Sonne am Vormittag

Jetzt aber schnell. Die Zeit läuft aus und wir möchten noch einiges sehen.

Erst mal zum Frühstück ins Brikett? Bristol? Basket? Killjoy? Verdammt, wie heißt es denn noch? Danach einen kleinen Spaziergang druch 0,001% von Downtown Austin. Das reicht - wir haben schließlich keine Wanderschuhe an.
 

Dann eine zünftige Stadtrundfahrt im Amphibien-Bus
 

Dann ins auf die Fledermausbrücke, einen Spaziergang am Lake Austin, ein Einkaufsbummel auf der South Congress Ave und stilechtem Mittagsimbiss an der Texaco-Tankstelle an der Autobahn. Wer findet die Fabisse?
 

Mmh - alles was die Tier- und Vogelklinik zu bieten hat.
Man nennt es auch BBQ (Bird-Beaver-Quiche).
 

26. April 2007

Regen macht den Rasen grün

Falls es in Deutschland jemandem zu heiß ist, kann er ja mal auf einen Sprung vorbeikommen. Hier kühlt der Regen alles wunderbar ab. Wir vertreiben uns die Zeit mit Helge-Schneider-Karaoke: "Texaas macht die Katze froh".
Hier die Anfahrtsbeschreibung:
Von Atlanta kommend von der Interstate 35 an dieser Stelle abbiegen...

... dann am namenlosen Autobahnkreuz vom MoPac auf die US183 North wechseln...

... notfalls findet ihr bei "Charming Lady" und "Dollar General" eine letzte Gelegenheit für den rettenden U-Turn. Ihr wollt ja schließlich nicht in Houston landen.

Dann einfach die Ausfahrt "Eichenknolle" nehmen und zum Feintuning an den Reklametafeln orientieren.

Für den Fall, dass es auf dem Foto nicht so gut erkennbar ist: Andreas wohnt hinter dem Tattooshop, aber vor der Haustier- und Vogelklinik.

25. April 2007

West-östlicher Divan

„Wer sich selbst und andere kennt,
Wird auch hier erkennen:
Orient und Okzident
Sind nicht mehr zu trennen.“

Nun, Goethe war offensichtlich nie in Austin. Hier sind Ost und West noch streng geschieden.

Östlich der Interstate 35 lebt ein buntes Völkchen in legeren Behausungen auf Grundstücken mit menschlichem Maß.



Gerne sitzt man vormittags in kleinen Gruppen auf Klappstühlen vor dem Haus, während die Kinder im Rinnstein tollen. Da ist ein Singen und Springen unbeschwert von allem irdischen Tand. Wer einer Arbeit nachgehen mag, widmet sich der Gartenarbeit (im Westen) oder sorgt dafür, dass Touristen bei ihrem Besuch saubere Straßen vorfinden.



Aus Verantwortungsgefühl verzichtet man weitgehend auf Klimaanlagen und Straßenbeleuchtung. Touristen, werden mit international verständlichen Gesten gebeten, ihre Kamera nicht auf die Bewohner zu richten und die empfohlene Richtgeschwindigkeit nicht zu unterschreiten.

Welche elendes Bild hingegen im Westen.
Einsam liegen die sterilen Siedlungsgettos tagsüber da, während die Bewohner gezwungen sind, ihre Tage in unterkühlten Glaskästen zu verbringen...



... während sich zuhause die Probleme türmen: regnet es, wuchert der Garten aufgrund der hohen Temperaturen wie ein Dschungel, scheint die Sonne, droht er zu vertrocken. Die allfällig nötigen Gärtner müssen durch Wachdienste kontrolliert werden. Doch wer kontrolliert die Wachdienste? Leider wird der Westen nicht so gut von Polizeistreifen gesichert wie der Osten. Um die allgegenwärtige Angst zu bekämpfen, brennen z.B. den ganzen Tag alle Straßenlaternen.

Da lediglich Doppelgaragen vorhanden sind, muss entweder der Pickup, der Geländewagen oder die Limousine dem vulgären Blick der Nachbarn preisgeben werden.



Touristen, die im Schritttempo durch die Siedlung fahren und versuchen, durch Diamantohrringe verursachten Haltungsschäden der Bewohner zu fotografieren, werden leider wenig geschätzt.

24. April 2007

Lies have short legs, jawohl!

Das finde ich an den Amerikanern ja wieder sehr sympathisch: meistens kriegen sie irgendwann die Kurve und berappeln sich wieder, auch wenn es manchmal ein wenig dauert. 2003 und 2004 hat die Armee Geschichten erfunden, mit denen sie Soldaten im Irak zu Helden machen wollten. Einer war Pat Tillman, der seinen NFL-Vertrag kündigte und als Soldat in den Irak ging. Dort wurde er von den eigenen Leuten versehentlich erschossen, aber die Armee stilisierte seinen Tod hoch und erzählte allen, er sei bei einem tapferen Gegenangriff gegen die Rebellen gefallen. Dazu wurden dann auch gleich Zeugenaussagen gefälscht, Dokumente vernichtet und überhaupt gelogen, daß sich die Balken biegen. Etwas ähnliches passierte mit Jessica Lynch. Angeblich wurde sie bei einem Kommando-Einsatz aus einem schwer bewachten irakischen Krankenhaus befreit, wo sie - nach einem schweren Feuergefecht verletzt - festgehalten und mißhandelt wurde. Dummerweise hatten die irakischen Ärzte vorher versucht, sie an die Amerikaner zu übergeben, wurden aber nicht vorgelassen. Im Krankenhaus war nicht ein einziger Soldat, und sie war bei einem Autounfall verletzt worden und hatte nicht einen Schuß abgegeben. Die Ärzte kümmerten sich sehr gut um sie und Angehörige der Ärzte spendeten sogar Blut für Lynch. Das hat sie auch alles öffentlich bestätigt, aber das Echo der Empörung war verhalten. Jetzt ist aber ein Untersuchungsausschuß mit der Sache betraut, und das könnte nochmal richtig interessant werden.

A grand day in

So - nachdem wir uns die touristischen Hörner abgestoßen haben, kommen wir zum wahren Grund unseres Aufenthaltes:



Mit mütterlicher Sorgfalt wird Andreas´ Jungesellenbude auf Vordermann gebracht. Was nicht eindeutig zugeordnet werden kann, wird im Mahlwerk der Spüle zu Staub geschreddert.



Ihren Argusaugen entgeht nichts. Wie man sieht, bleibt nicht die kleinste Schraube locker.

Ich halte mich vornehm zurück und versuche vergeblich Katrins Guitar-Heros-Highscores zu knacken - grrrr!

Herr Lehrer, ich weiß was!!!

Andrea hat ein Blooo-oog! Andrea hat ein Blooo-oog! Andrea hat ein Blooo-oog! Andrea hat ein Blooo-oog! Andrea hat ein Blooo-oog! Und zwar dieses hier!

23. April 2007

A grand day out

Heute wollen wir uns einen Überblick verschaffen, das angeblich so schnuckelige Austin verlassen und das wahre Texas finden.

Durch labyrintische Wohngebiete suchen wir uns den Weg ins Freie...



... und gelangen schließlich in die große Freiheit Nr. 7.



Nach schlappen 130 km erreichen wir Fredricksburg, das nächstgelegene der vielen deutschstämmigen Städtchen.



Da wir nicht auf dem selben Weg zurückfahren wollen, planen wir eine kleine Kurve ein, die Andreas´Navigator ("Uschi") nicht schmeckt. Als echter Texanerin ist Uschi jeder Umweg recht, nur um über irgendeinen Highway zu brettern.



Als wir mit dem letzten Tropfen Benzin zuhause eintreffen, ist die Tageskilometeranzeige auf 550 geklettert.
Was wir zuhause getrost als "große Nordrheinwestfalenrundfahrt" bezeichnen dürften , müssen wir auf meiner Texaslandkarte mit der Lupe suchen. Ich glaube, wir haben Wesentliches über Texas gelernt...

Blind Date Shooting


Er ist mein Held: Bill Maher. Am Ende seiner Talkshow "Real Time" gibt es immer das Segment "New Rules", in dem er eben seine persönlichen Regeln für die Welt verkündet - und damit den meisten Menschen wohl aus der Seele spricht.
Dieses Segment hier ist besonders amüsant, denn er spricht über ein Gesetz, das hier in Texas verabschiedet werden soll. Es erlaubt blinden Jägern mit einem Laservisier jagen zu gehen. Ein Begleiter sagt dann eben Bescheid, wann der Blinde abdrücken soll. Amerika, das Land des unbegrenzten Wahnsinns...

22. April 2007

Bowling


Heute sind wir zum Bowlingspielen gegangen. Meine Mami hatte nur Erfahrung mit ganz normalem Kegeln, hat sich aber trotzdem sehr gut gehalten.

Wer nach Punkten hinten lag, mußte den Propeller-Beanie tragen, was für uns, aber auch für die Leute an den Nachbartischen für einigen Frohsinn gesorgt hat.

Meine Mutter hat dann aber nochmal richtig aufgedreht und mit einem unglaublichen Wurf einen Split abgeräumt - da stehen die beiden letzten Kegel ganz links und rechts und sind eigentlich kaum beide mit einem Wurf zu treffen.

Und wenig später gelang dann auch der erste Strike. Nach alter Tradition muß jeder Strike mit einem Siegestanz gefeiert werden...

...was wir auch...

...immer gemacht haben. Ich wundere mich, warum man uns nicht rausgeschmissen hat, es waren schließlich auch Kinder da.

Malzbier... schnüff... Malzbier...


Katrin hatte mir vor der Abreise ja noch den Tip gegeben, nach "Malta Goya" Ausschau zu halten, das in etwa dem deutschen Malzbier entsprechen soll. Heute habe ich es dann in der mexikanischen Abteilung des Supermarktes tatsächlich entdeckt, nach hause getragen, gekühlt und unter Vorahnungen getrunken. Und siehe da: es ist ziemlich genau wie Vitamalz, vielleicht einen Hauch süßer, aber wenn es richtig kalt ist, macht das nichts. Malzbier... in Texas... Danke, Katrin, für diesen Hinweis!

18. April 2007

Geburtstag

Meine Mutter hatte heute Geburtstag und ich hatte mir einen Tag freigenommen, damit wir gemeinsam ein wenig durch Austin fahren können. Aber auf dem Weg zum Blumenkauf machte mein Wagen dann schlapp - blockierte Gangschaltung. Nichts ging mehr, nach einige Mühen haben wir den Wagen dann von der Straße schieben können. Während Georgie meine Mutter und meinen Bruder zum Frühstück ausführte, wurde ich von einem schweigsamen Mexikaner abgeschleppt. $75 fürs Schleppen, $540 für die Reparatur. Grunz. Das Geld hätte ich besser anlegen können. Aber dann wurde es noch sehr schön, und auch das Wetter spielte endlich mit.

Mount Bonnell ist ein prima Aussichtspunkt, man kann von dort aus den Colorado River gut sehen und auch die Nobelvillen der Reichen, die sich direkt am Wasser ihre Häuschen gebaut haben. Schon schmuck.

Viel wichtiger war natürlich, meine Mutter mit der richtigen Kleidung einzudecken, vor allem ein Sonnenhut war dringend nötig, denn es sticht schon ganz schön, wenn keine Wolken am Himmel sind. Also sind wir zu Allen's Boots gefahren, DEM Laden für Cowboybekleidung.

Aber obwohl das Angebot an Stil und Auswahl nichts zu wünschen übrig ließ, war nicht das richtige für meine Mutter dabei. Und am späten Nachmittag machte sich dann doch nochmal der Jetlag und das Wandern bemerkbar und ein Nickerchen war angesagt - ganz ohne Cowboyhut...

17. April 2007

Talk im Kleiderschrank

Wie Andreas vorhergesagt hat, war unsere Nacht früh zu Ende. Um ihn nicht zu stören, haben wir uns auf ein Schwätzchen in den begehbaren Kleiderschrank zurückgezogen und die gestrigen Eindrücke sortiert. Gibt es bei Tageslicht Indizien dafür, dass die USA tatsächlich so groß ist wie immer behauptet wird? Können wir aus dem Kleiderschrank heraus bereits irgend etwas erschließen, so wie einst Platon aus den Schatten an der Höhlenwand?

Nun ja, a) lässt sich im Kleiderschrank bequem leben b) ist das Bad zwar nicht als Mannschaftsumkleide freigegeben – könnte aber! c) haben wir einen Super-Size Kühlschrank entdeckt d) eine Mikrowelle, in der man Baguettes quer aufbacken kann (ja, die langen!) und e) einen Mülleimer, der mir fast bis unters Kinn reicht. Wir diskutieren diese Beobachtungen auf verborgene Tendenzen und planen, zur Vervollständigung unserer Eindrücke zweierlei: am Vormittag wollen wir versuchen, sämtliche begehbaren Abstellkammern, Schränke und Balkone der Wohnung zu erwandern - am Nachmittag möchten wir mit Auto und Navigator die Wohnanlage erkunden. Vollgetankt ist ja.

Ins Städtchen trauen wir uns noch nicht, da Andreas meinte, die hiesigen Straßenbeläge seien nicht für Regen ausgelegt und die Austiniten hätten einen starken Hang, einem bei der Gelegenheit ins Auto zu schlittern. Ja es regnet. Der Himmel ist bleiern und grau, der Wind kühl, Regen nieselt fröhlich vor sich hin.
Um den Wettergott gnädig zu stimmen, haben wir das üppige Frühstück, das oppulente Mittagessen und das gehaltvolle Abendessen samt aller Vor- und Nachspeisen bis zum letzten Krümel aufgegessen. Eine besondere Herausforderung war es, die Getränkeeimer samt Eiswürfel leer zu bekommen, die von herumstromernden Bedienungen immer wieder tückisch gefüllt wurden. Katrins trauriges Schicksal vor Augen haben wir uns aber bis zum letzten Tropfen durchgekämpft; irgendwann sind die Nachfüllkannen der Bedienung ja leer ;-)

Morgen wird es also schön! Prall aber glücklich gehen wir gegen 22.00 Uhr zu Bett. Ächz.

16. April 2007

Midsommer in Kairo

Andreas´ Aufforderung, eine möglichst starke Sonnenmilch mitzubringen, ließ mich kurz vor Abflug noch schnell nach einem bekannten Referenzpunkt für Austin suchen und siehe da: es liegt auf dem gleichen Breitengrad wie Kairo. Also Lichtschutzfaktor 50!

Bei strahlendem Sonnenschein brachen wir um 7.00 Uhr in Düsseldorf auf, um unseren ersten Transatlantikflug in Angriff zu nehmen. Irgendwann klemmte sich die Sonne links neben das Flugzeug und zusammen flogen wir über den Atlantik. Kaum war eine Stunde vergangen, durften wir die Uhr wieder eine Stunde zurückdrehen. "Und die Sonne stand still über Gibeon und der Mond über dem Tal von Ajalon und beeilte sich nicht unterzugehen für einen ganzen Tag."
Als wir in Atlanta ankamen, waren wir schon 14 Stunden bei praller Sonne unterwegs. Unsere innere Uhr sagte, es sei 20.00 Uhr - bald müsse der Spaß ein Ende haben. Alle anderen (Sonne inklusive) behaupteten jedoch, es sei erst 14.00 Uhr und die Luft auf den Rollfeldern müsse flimmern. Gegen 0.00 Uhr verspürte unser Biorhythmus Lust auf Licht-aus, draußen schien die Sonne mit ungehemmter Wucht. Als die Sonne unerwartet dann doch irgendwann unterging, meldete unser Biorhythmus "Guten Morgen - die Sonne wird gleich aufgehen". Midsommer ist doch immer wieder anstrengend...

Für uns Amerika-Neulinge war auch folgendes Erlebnis interessant:
"Mutter, schau mal aus dem Fenster, da unten ist der Rhein. Oh, nein warte. Schon zuende, da unten ist die Nordsee. Willst Du mal die Nordsee sehen?"
"Ich seh nur Äcker"
"Oh, das muss wohl schon England sein, lass mal sehen"
"Linksverkehr. Tatsächlich, das ist ...äh... das war England"
Um nichts mehr zu verpassen, habe ich dann im Minutentakt hinausgeschaut und die Küste Neufundlands erwartet, doch lange Stunden blieb unten alles blau blau blau blau.
Auch später über Nordamerika ging es irritierend langsam voran. Logisch betrachtet könnte man auf den Gedanken kommen, Europa sei klein - aber sooo groß kann Amerika nun auch nicht sein, oder? Wahrscheinlich waren wir bloß übermüdet.

Ankunft

Etwas zerknautscht aber guter Dinge sind meine Mutter und mein Bruder am Flughafen von Austin angekommen - und viel wichtiger: sie hatten Malzbier dabei. Und natürlich ist mit ihrer Ankunft auch das Wetter umgeschlagen. Grunz.
Am Leihwagenschalter war es sehr lustig, der Mann wollte uns unbedingt einen größeren Wagen andrehen ("How about a Cadillac?"), aber wir blieben standhaft und haben den größeren Wagen dann umsonst bekommen. Gut geblufft, aber mit Texas-Fabis wird das nichts, har! Jetzt haben wir einen feinen roten PT Cruiser für das richtige Amerika-Feeling.

Schon wieder...

...ein Massaker an einer amerikanischen Schule und die Waffenlobby schreit sofort: "Wir brauchen mehr Waffen! Dann hätte der Amokläufer gestoppt werden können!"
Das klingt nach einem guten Konzept, wenn jeder pubertierende Schüler eine Halbautomatik im Unterricht hat, wird es das Lernklima bestimmt langfristig verbessern.
Hier auf der Arbeit war einiges los, fast jeder meiner amerikanischen Kollegen hat Freunde oder Verwandte, die auf der Virginia Tech sind, daher gab es den ganzen Vormittag lang ausgedehnte Telefonate, bis endlich klar war, daß keiner dieser Leute unter den Opfern war.

15. April 2007

Schnipp!


Endlich, endlich... Ich fühle mich wieder wie ein Mensch. Nachdem ich den letzten Monat meine Haare habe wachsen lassen, um mal das Fundament für eine grundsätzlich andere Frisur zu schaffen, war es dann heute endlich soweit. Georgies Mitbewohner Ron hat seinen Friseursalon aufgeschlossen und mich frisiert. Wir hatten eine Menge Spaß, denn er hat mir all die seltsamen Frisuren vorgeführt, die Kunden schon von ihm verlangt haben. Vor allem "Mephisto", "Spock" und "Fauxhawk" haben es mir angetan, wobei letzteres eben ein falsche Mohawk ist, da werden die Haare im Scheitel hochgegelt und das sieht dann eben fast echt aus. Ich wiege jetzt jedenfalls vier Pfund weniger. Oben seht Ihr das "vorher"-Bild, leider gab die Kamera beim "nachher" den Geist auf, wahrscheinlich war der optische Chip von meiner maskulinen Exzellenz überfordert.

14. April 2007

Felsen, wunde Finger, Sonne...


Der helle gelbe Ball am Himmel (einige älter Texaner schwören, es sei die "Sonne", und die hätten sie vor langer Zeit schon einmal gesehen) lockte uns nach draußen, also sind wir zum Klettern gefahren. Reimer's Ranch war komplett überlaufen, wir waren nicht die einzigen mit dieser Idee, aber das die Kletterer hier ein nettes Völkchen sind, haben wir einfach die Seile oben gelassen und jeder ist überall mitgeklettert.

Ein kurzer Abstecher an den Guadelupe River hat dann aber gezeigt, daß das Wasser noch viiiiiel zu kalt zum Schwimmen ist, jedenfalls wenn man freiwillig hineingeht. Hier seht Ihr Georgie, kurz bevor sie die Prüfung für das silberne Seepferdchen ablegt.

Und ein wenig später war es dann nicht mehr so voll und ich konnte einige Routen im Vorstieg hinaufklettern. Das macht schon mehr Spaß, ist aber auch nach wie vor ein wenig gruselig, speziell wenn ein möglicher Fall von einem Haufen scharfkantiger Felsen gebremst werden würde...

13. April 2007

Die Katrin...

...hat jetzt auch ein Blog!

Himmel!


Es gibt ihn also doch noch, den blauen Himmel. Nachdem Katrin abgereist war, hat sich das Wetter auch sofort berappelt. Kein Wölkchen mehr am Himmel, Temperaturen wie im andalusischen Sommer. Und während ich so in den Himmel geschaut habe, dachte ich über eine interessante Frage nach: Warum heilt Gott eigentlich keine Amputierten? Ich meine, Krebs, schrecklichste Krankheiten, viele Menschen schreiben ihre Heilung Gott zu, aber Amputierte sind von diesen Wundern ausgenommen (was ich persönlich im Angesicht eins allmächtigen, allwissenden Gottes etwas seltsam finde). Natürlich beantwortet Gott auch nicht ALLE Gebete anderer Kranker, aber er beantwortet NIE die von Menschen, denen Gliedmaßen fehlen. Auch genetisch bedingte Krankheiten scheinen aus irgendeinem Grund komplett von Wunderheilungen ausgenommen zu sein. Ich gehe ja davon aus, das Religion Aberglaube ist, daher habe ich kein Problem damit, aber ich frage mich, wie religiöse Menschen diesen Umstand erklären (außer dem vielbemühten "Gottes Wege sind unergründlich!")...

 
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